Less is more
Vom Aussortieren und Wertschätzen.
Ich habe euch ja bereits erzählt, dass ich vor einigen Wochen radikal aussortiert habe. Und seitdem das Gefühl habe viel mehr zu besitzen als vorher. Wie kam es dazu?
Ich habe bereits mit 16 damit begonnen, mein Leben regelmäßig von Ballast jeglicher Art zu befreien, indem ich alles, was ich nicht mehr in Verwendung hatte, bei ebay oder auf dem Flohmarkt verkauft, verschenkt oder gespendet habe. Das hat mich nicht nur enorm erleichtert, es hat mir auch immer wieder andere Wünsche ermöglicht. Denn mit dem Verkauf von vier, fünf ungeliebten Teilen konnte auch immer wieder das ein oder andere heiß ersehnte Stück bei mir einziehen. Und um gleich mal mit der größten Angst aufzuräumen: Ich vermisse kein einziges Teil davon. Denn irgendetwas hat mich ja immer dazu bewogen, es auszusortieren.
Das hat zur Folge, dass meine unsere Wohnung bis heute relativ überschaubar ist. Es gibt keine vollen Bücherregale, obwohl ich eine echte Leseratte bin, keine einzige DVD und sogar mein Kleiderschrank ist nicht überdurchschnittlich groß und das obwohl der wohl meine größte Leidenschaft ist. Ich möchte mich nicht als Konsum-Vorbild darstellen, denn ich gebe bestimmt überdurchschnittlich viel Geld für Mode aus, aber nicht für Masse und immerhin verdiene ich mit diesem Hobby ja glücklicherweise immer mal wieder etwas dazu.
Trotzdem hat sich im letzten Jahr einiges bei mir angesammelt und es war sogar ein Teil dabei, das ich GAR NICHT getragen habe. Das war ein Mantel, den ich mir bei Zara gekauft habe und der dann monatelang mit Etikett im Schrank hing. Etwas, das mir normalerweise gar nicht passiert. Schon während unseres USA-Trips hatte ich das Bedürfnis mich zuhause von ein paar Dingen zu entledigen, denn mit Abstand und einem kleinen Koffer mit wenigen Outfits ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie wenig ich eigentlich brauche. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich nach einem Monat mit einer Handtasche schon wieder auf meine Schätze gefreut habe.
Dass aus dem „von ein paar Dingen entledigen“ ein riesiges Ausmisten mit 70 Teilen werden sollte, wusste ich da noch nicht. Zum Glück, denn das ist immer mit ordentlich Überwindung und Arbeit verbunden. Den Ausschlag gab ein Blazer, den ich mir für die Arbeit bei H&M gekauft habe und den ihr auch im heutigen Outfit seht. Schon beim Kauf wusste ich, dass dafür ein anderer dunkelblauer Blazer gehen musste, den ich schon ein, zwei Jahre nicht mehr getragen hatte. Und einmal angefangen, konnte ich gar nicht mehr aufhören und es nicht fassen, wie viele Teile bei mir hängen, die ich gar nicht mehr, oder kaum trage und das OBWOHL ich ja immer wieder ausmiste.
Nachdem dieser Brocken Arbeit erledigt war, (aussortieren, überlegen, was verschenkt, gespendet, verkauft wird, fotografieren, einstellen, verschicken – DANKE JULIAN UND DANKE MAMA!) ist mir die Lust auf Shopping ehrlich gesagt erst einmal vergangen und so kam es, dass ich mir in den letzten Monaten viel weniger gekauft habe. Stattdessen habe ich die Dinge, die ich besitze, miteinander kombiniert, dabei so viel Zufriedenheit wie seit langem nicht mehr empfunden und sogar jede Menge Komplimente eingeheimst.
Was ich damit sagen will: Ich lege mir nicht gerne Verbote auf und ich schlage auch gerne einmal über die Stränge. Aber bitte nur bei Teilen, die ich wirklich haben möchte, die wirklich in Verwendung sind und die ich wirklich schätze. Das mag bei jedem anders sein und bezieht sich nicht nur auf Materielles. Vielleicht ist das ein schönes Abendessen, ein Kino-Date, ein Wellness-Tag, die lang ersehnten Reitstunden, Pflanzen, ein Urlaub, die perfekt sitzende Jeans oder auch mal gar nichts. Was auch immer einen glücklich macht.
Und um zu meinem Outfit zu sprechen zu kommen: Wie ich schon auf Instagram verkündet habe, ist momentan mein eigener Kleiderschrank meine größte Inspiration. Ich habe eine Riesenfreude daran, die Dinge miteinander zu kombinieren, die ich schon besitze und wenn etwas Neues dazu kommt, bekommt es die Aufmerksamkeit und Freude, die es verdient hat. Und den Stellenwert, dass es etwas Besonderes ist. Das beste Gefühl habe ich dabei, wenn es etwas ist, das lange auf meiner Wunschliste stand und das ich vielleicht sogar reduziert oder gebraucht aufgestöbert habe. Das spart dann nicht nur Geld, sondern auch Ressourcen.
Blazer und Loafers: H&M | Shirt: custommade | Jeans: Closed Pedal Pusher | Bakerboy Hat: Brixton | Tasche: Mansur Gavriel Bucket Bag
So schön gesagt Anna! Ich bin auch gerade dabei mich von einigen Dingen zu trennen, die ich viel zu lange nicht mehr in Verwendung hatte. Man hebt die Sachen dann doch irgendwie auf, weil sie einem ja gefallen und ich denk mir dann oft „ach irgendwann brauch ich das sicher wieder mal!“. Aber am Ende vom Tag tut man dich echt oft leichter, wenn man weniger zur Auswahl hat und eine bessere Übersicht bekommt.
Sehr inspirierend, dass du dieses Aussortien-Verhalten auch in anderen Bereichen wie Bücher etc. machst – das sollte ich mir auch auf jeden Fall als Beispiel nehmen!
Ps: dein look gefällt mir sehr gut. xx